Die Entwicklung der
Rindviehhaltung im Allgäu

Das Allgäuer Braunvieh führt seine Herkunft auf das sogenannte »bos brachyceros«, das Kurzhornrind zurück. Dieses Rind stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und Vorderasien, in Europa wurde es vermutlich mit dem wilden Ur gekreuzt. Es wird schon von Tacitus in seiner »germania« erwähnt und als unansehnlich und kurz gehörnt beschrieben.

In Anpassung an die unterschiedlichen Standorte und klimatischen Verhältnisse bildeten sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Typen, die sogenannten Landschläge heraus, von denen die Montafoner, Schweizer, Lechtaler, Oberinntaler und Allgäuer die bekanntesten waren. Diese unterschieden sich voneinander nach Größe, Gewicht und Farbe.

Der gute, ca. vier Doppelzentner schwere, im Allgäu bodenständige »Allgäuer Dachs«, der sich durch seine Genügsamkeit, Gesundheit, Milchergiebigkeit, Langlebigkeit und Fruchtbarkeit auszeichnete, hatte im Lauf der Jahrhunderte als Hausrind Zeiten des Niedergangs (Völkerwanderung, Seuchen, Kriege) und der Blüte (Klosterkultur, Vereinödung) erlebt. Zu Beginn des 19. Jh. erfreute sich das Allgäuer Vieh auf den bedeutenden Viehmärkten, vor allem in Sonthofen, Immenstadt und Oberstaufen, sowie auf den Viehscheiden nach den Alpabtrieben in Oberstdorf und Hindelang, großer Beliebtheit für den Handel in Süddeutschland und Oberitalien. Doch auch dieser Viehhandel hatte Nachteile für die Nachzucht, denn die jeweils besten Tiere wurden zum Verkauf freigegeben.

Der somit verringerte Viehbestand wurde durch den Import verschiedener Schläge (Montafoner aus Vorarlberg, Appenzeller, Schweizer und Graubündner aus der Schweiz) ergänzt. Es ist daher nicht verwunderlich, daß ein großes Rassenwirrwarr entstand.

Durch die Ausdehnung der Milchwirtschaft im Allgäu ab ca. 1830 erlitt der Allgäuer Dachs einen wesentlichen Rückschlag. Die Molkerei wurde zum Hauptbetriebszweig der Landwirtschaft im Allgäu und somit wurden Zucht und Aufzucht auf ein Minimum beschränkt. Das nötige Melkvieh wurde aus der Schweiz und Österreich beschafft, so daß das reinblütige, einheitliche Gepräge des Allgäuer Rindes noch mehr dezimiert wurde. Erst ab 1884/85 zeigte sich ein neuer Umschwung und 1887 wurde die Zusammenarbeit von Milchwirtschaft und Viehzucht befürwortet. Der größte Vorteil einer eigenen, heimischen Viehzucht sei die Einsparung von Geld. Ferner würde man unabhängiger von den bisherigen Zufuhrgebieten werden und könne eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit (höhere Milchergiebigkeit) selbst steuern. Die Notwendigkeit der eigenen Viehzucht wurde erkannt und im November 1883 wurde die Allgäuer Herdebuchgesellschaft gegründet, die bis heute besteht.

Das Zuchtziel mußte auch der veränderten Situation angepaßt werden. Ab 1966 setzte auch im Allgäu die Umzüchtung von der genügsamen, leichten Kuh zur großrahmigen, milchbetonten Zweinutzungskuh unter Verwendung von US-Blut ein.

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